Künstlerin - Über mich

Meine Papier-Geschöpfe und Maulbeer-Seiden-Gewebe

Meine papiergeschöpften Werke werden ausschließlich aus Papierabfall hergestellt.

Papierabfall ist das, was ich im Alltagsgebrauch verwende und früher weggeworfen habe.

Seit vielen Jahren verarbeite ich diesen „Müll“ in mehreren Recyclingprozessen, sodass ein Papierrohstoff entsteht (auch Pulpe genannt), aus dem ich meine papiergeschöpften Kunstwerke gestalte.

In dem Märchen „Die schöne Müllerstochter“ vermag diese, Stroh in Gold zu verwandeln. Durch die Verwandlung von „Stroh“ zu „Gold“ unterstütze ich den wirtschaftlichen Kreislauf auf künstlerischer Ebene.


Der Beginn meiner Papier-Schöpfungen

Ich bin eine sehr vielseitige Künstlerin, und vor ca. zehn Jahren habe ich mir das Papierschöpfen angeeignet.

Begonnen habe ich mit einem Schöpfsieb, das ich mir aus alten Jutesäcken und einem Rahmen zusammengestellt hatte.

Mein Atelier verwandelte sich in eine Papierschöpfwerkstatt. Sämtliche Papiere aus alten Ordnern habe ich in kleine Stücke gerissen, gekocht und anschließend so lange von der Tinte gesäubert, bis das Wasser klar wurde.

Völlig unerfahren machte ich erste Schöpferfahrungen – inzwischen bin ich eine „Expertin“ geworden.

 

Ich habe neue Schöpftechniken und Pulpenarten entwickelt. Hinzu kamen Pflanzenfarben, Maulbeerseidenfäden, Salatblätter, Schilfgras, Bambus, Kreidepigment und ätherische Öle.

 

Die Schöpftechniken entwickelte ich so weit, dass ich nicht „nur“ Papier schöpfen konnte, sondern eine Papierrelief-Art und eine Papier-Skulpturmöglichkeit erschaffen habe.

 

Die Herstellung eines Werkes dauert im Durchschnitt 1–2 Jahre, manchmal bis zu 5 Jahren – je nach Größe und Art.


Steinpappe

Eine besondere Bedeutung hatte für mich die Entdeckung des Kreidepigments in der Papierpulpe.

Ich war auf der Suche nach einem Material, das es mir ermöglichte, reliefartig zu arbeiten – dabei entdeckte ich die weiße Kreide.

Sie bindet das Wasser hervorragend und macht die Papierpulpe so hart wie Stein.

Mit feinen Bildhauerwerkzeugen lässt sie sich wunderbar bearbeiten.

 

In der Geschichte der Papierherstellung nimmt die Papierpappe einen besonderen Platz ein, wie ich später feststellte.

Die Steinpappe ist geläufig unter dem Namen Pappmaschee und wird in unserer Zeit eher als wertloses Material eingeordnet.

Pappmaschee kommt aus dem asiatischen Raum und ist seit dem 15. Jahrhundert auch in Europa bekannt.

Im 18. Jahrhundert wurden große Teile der Innen- und Außendekoration des Schlosses und der Stadtkirche von Ludwigslust aus Pappmaschee (Steinpappe) gestaltet.

Die römische Krone des Papstes ist aus Pappmaschee hergestellt.

In Groningen (Niederlande) sind die Deckenornamente des Groninger Bahnhofs aus Pappmaschee gefertigt.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es die Pappmaschee-Dynastie – ein weltweit bekanntes Familienunternehmen für Verbrauchsgüter aus Pappmascheeprodukten.


Meine Botschaft

Die Dimension der Vergänglichkeit, Transformation und Neu-Erschöpfung

Mir ist die Verbindung zwischen dem praktischen Handwerk des Papierschöpfens und den physisch–seelisch–geistigen Dimensionen im Menschen wesentlich.

Die Verwandlungsprozesse des Papierschöpfens spiegeln die inneren Prozesse im Menschen wider.

Durch das sinnliche Gestalten werden seelisch-geistige Erkenntniskräfte angeregt. Diese Kräfte – Werden und Vergehen, Vergänglichkeit und Neu-Erschöpfung – haben einen tiefen Einfluss auf unsere Lebensgestaltung.

Um dies zu erkennen, müssen wir uns aus der Trägheit des Gewohnten erheben und unser Bewusstsein erweitern, sodass Neues möglich wird.

Bei den Maulbeerseidenfäden erkennen wir die weisen Wandlungen der Raupe.

Beim Papierschöpfen vollziehen wir selbst Wandlungsprozesse.

Ehrfurcht kann in uns erwachen – vor der eigenen Fähigkeit zur Wandlung, dem Weg vom Geschöpf zum Schöpfer.

 

Jedes Werk, ist Ausdruck einer besonderen Intuition.

Wer sich berühren lässt, blickt in die Tiefe seiner eigenen Seele

und kann die Essenz seines wahren Wesens spüren.

 

Philemon-Sophia

Die Maulbeer-Seiden-Fäden

Vor siebentausend Jahren wurde die Seidenkultur in China bekannt.

Die Maulbeerseide ist die Königin unter den Seidenarten und wird der Raupenart Bombyx mori zugeschrieben. Ihre Hauptnahrung sind die Blätter des Maulbeerbaumes.

Maulbeerseidenfäden bestehen zu 100 % aus Protein und werden bis zu 1½ Kilometer lang.

Sie sind glatt, fein und stärker als Stahl und besitzen eine geringe Dichte, sodass sie Feuchtigkeit speichern können, ohne sich feucht anzufühlen.

Diese Eigenschaften waren für mich wesentlich, um eine Substanz zu entwickeln, die mir erlaubte, Gewebe aus diesen Fäden herzustellen oder sie in meine Papierwerke einzuarbeiten.


Wie die Maulbeerseidenfäden zu mir kamen

Vor einigen Jahren entdeckte ich zwischen Bremen und Oldenburg eine wunderbare Fundgrube in einem Industriegebiet. Diese große Halle beherbergt Mangelwaren von Containerschiffen.

Schiffe aus aller Welt, die ihre Ware nach Bremen und Hamburg bringen, erleiden unterwegs Beschädigungen und die Ware wird dort abgeladen.

So entdeckte ich eine große Menge an Maulbeerseidenfäden. Vollkommen unbeschädigt, rein und naturbelassen lagen sie dort in Körben – und warteten auf mich.

Ursprünglich waren sie auf dem Weg nach Hamburg, um gesponnen und gefärbt und später zu Bettbezügen oder Kleidung verarbeitet zu werden.

Das feine, unendlich zarte Material hat einen Zauber: Es ist leichter als eine Feder und strahlt eine Wärme aus, die Geborgenheit schenkt.

Lange Zeit hatte ich Scheu, mit dieser kraftvollen Zartheit zu arbeiten.

Dann entwickelte ich eine natürliche Substanz, die es ermöglicht, diese feinen Fäden miteinander zu verbinden.

Heute kann ich feinste Gewebe gestalten: Hauchdünne Fäden lege ich Schicht um Schicht übereinander.

Kein Luftzug darf im Raum sein, keine Ungeduld in mir – sonst löst sich das Gewebe auf.

Diese Arbeit ist eine Übung in Geduld und eine Begegnung mit der eigenen inneren, kraftvollen Zartheit.

Durch das Gestalten gebe ich diesem kostbaren Seidenmaterial eine würdevolle Bestimmung zurück.



Maulbeerseidenfäden